• Blog Einbürgerung

    Jemand liest meinen Blog – ernsthaft

     

    Vor ein paar Wochen hat mich ein alter Freund kontaktiert: Leo. Wir kennen uns quasi schon immer, zumindest soweit ich mich erinnern kann – und dennoch beschränkte sich der Kontakt in den letzten Jahren auf Geburtstagsglückwünsche via Facebook und ein paar kurze Konversationen, wenn man sich zufällig mal über den Weg gelaufen ist. Aus diesem Grund hat es mich doppelt gefreut von ihm zu hören. Leo ist auch Italiener, ein paar Jahre älter als ich und hat vor über 10 Jahren schon mit dem Gedanken gespielt, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Er erzählte mir, dass er sehr interessiert meinen Blog verfolgt und meine Geschichte ihn motiviert es wieder in Angriff zu nehmen. Damals hatte er das Projekt zunächst auf Eis gelegt. Warum? Ganz einfach: Wehrpflicht. So banal das klingt – ich kann das grundsätzlich nachvollziehen. Ich erinnere mich noch, was meine Schulfreunde für absurde Dinge versucht haben, um ausgemustert zu werden. Warum also sich mit Anfang 20 einbürgern und dann zum Grundwehrdienst einziehen lassen, wenn man so geschmeidig um diese Erfahrung herumkommen kann. Dann lieber noch ein paar Jahre abwarten.

    An dieser Stelle freue ich mich über Kommentare / Shitstorm-Beiträge von populistischen Bundeswehrjunkies, die es abscheulich finden, dass jemand sich absichtlich von seiner (angeborenen) Pflicht zur Verteidigung des Deutschen Reiches der Bundesrepublik Deutschland drücken will. Haters gonna hate.

    Wie dem auch sei. Leo hat also noch ein paar Jahre abgewartet und es dann aus den Augen verloren. Mein Blog hat ihn aber motiviert, sich wieder aktiv darum zu kümmern und das freut mich sehr!

    Ich bin gespannt, was er mir noch von seiner Einbürgerungsgeschichte erzählt. Ich halte euch auf dem Laufenden!

    So long

    Vini

     

    PS: Ich finde, ziemlich schlechte (aber dafür kostenlose) Stock-Fotos für Blog-Beiträge zu nutzen ist völlig in Ordnung!

     

  • Es ist still geworden / Es geht los

     

    Ja. Es ist still um mich geworden, seit ich Deutscher bin. Irgendwie habe ich nichts interessantes mehr dazu zu erzählen, weil einfach nichts mehr passiert ist. Bis heute habe ich meinen neuen Personalausweis genau ein einziges Mal vorzeigen müssen dürfen.

    Aber: Ich habe meine erste Wahlbenachrichtigung erhalten. Ich darf also bald zum ersten Mal ganz offiziell an der Landtagswahl teilnehmen. Folglich beschäftige ich mich mit dem Wahl-O-Mat – oder heißt es „mit dem Wahl-O-Maten? Wie auch immer.

    Jedenfalls dachte ich bisher immer, ich wüsste schon, wem ich eines Tages meine Stimme geben würde. Schließlich verfolgt man die politischen Diskussionen als ambitionierter Bald-Deutscher interessiert mit und bildet sich eine Meinung dazu. Wie gesagt: dachte ich. Folglich denke ich es nicht mehr. Das heißt, dass ich gar nicht mehr so sicher bin. Jetzt spielen wir aber ernst, also überlege ich es mir lieber ein zweites Mal, bevor ich mich entscheide.

    Das Ergebnis des Wahl-O-Mat(en) Wahl-O-Mat-Ergebnis überraschte mich eigentlich nicht besonders, obwohl es nicht genau meiner Erwartung entsprach. Dennoch wollte ich es genau wissen. Warum fällt mein Ergebnis so aus? Wie stehen die Parteien eigentlich zu den Thesen? Das Problem mit dem Wahl-O-Mat(en) ist IMHO, dass die Thesen nur kurz formuliert werden können und die Antwortmöglichkeiten keinen wirklichen Kompromiss zulassen. Meine Lieblingsantwort ist also nicht dabei: It depends!

    Zum Glück kann man nach der Auswertung lesen, wie die Parteien ihren jeweiligen Standpunkt begründen und was sie beispielsweise für Alternativen im Sinn haben. Ich sag’s euch: Das ist mal interessant!

    Ich kann nur jedem empfehlen, sich einfach durchzuklicken, dann die Begründungen zu lesen und alles nochmal zu überdenken. 🙂

    Viel Spaß!

     

     

     

  • Urkunde

    Die Prüfung | Das Ende

     

    Die letzte EC-Kartenzahlung als nicht-deutscher Staatsbürger. Was wird sich eigentlich ändern? Nichts. Alles. Meine PIN jedenfalls nicht.

    Gebühr entrichtet. Der letzte Point-of-no-Return. Ich mache mich auf den Weg Richtung Drehtür. Zum sechsten Mal heute. Innerhalb von 11 Minuten. Die Auszubildende senkt ihren Blick schlagartig, als sie um die Ecke biegt und mich sieht. Fast so, als hätte sie Angst vor mir. „Bald ist es vorbei“ murmle ich vor mich hin. Bald würde ich offiziell Deutscher sein. Dann bräuchte sie auch keine Angst mehr vor mir haben.

    Ab durch die Drehtür und rüber ins andere Gebäude. AUSLÄNDERAMT prangt in großen Lettern neben der Tür. Ein letztes Mal fühle ich mich angesprochen. Beim Hinauslaufen würde dieses Schild für mich nichts anderes mehr sein, als eine sinnlose Aneinanderreihung von Buchstaben.

    Die Kopftuchfrau kommt mir in der Tür entgegen. Gefolgt von einem jungen, bärtigen Mann. Mutmaßlich ihr Sohn. Was die wohl da wollten? Ich werde es wohl nie erfahren.

    Genug geschwafelt. Schluss mit pseudosentimentalen Monologen und Schluss mit der Bildung unzähliger Sätze im Konjunktiv-II, der sich jedweder inhaltlicher Notwendigkeit entzieht. Außerdem bin ich gar nicht so sicher, ob ich den K2 (ja, die Abkürzung hab‘ ich gerade erfunden!) richtig verwendet habe. Jeder Grammar-Nazi spreche bitte jetzt – oder er schweige für immer.

    Ich laufe aufgeregt den Flur hinab, betrete Zimmer 61 und tue wie mir befohlen vorgeschlagen: Ich nehme Platz.

    – Schön, dass Sie da sind, Herr Biasi. Den Beleg dürfen Sie behalten.

    Es folgt inhaltsloser Smalltalk. Schon vergessen.

    – Ihren Antrag habe ich hier. Soweit ist alles in Ordnung. Haben Sie Ihren Ausweis dabei? Und die Gehaltsnachweise?

    Ich überreiche Frau T. alle Papiere. Den Ausweis legt sie neben sich ab. Meine Gehaltsabrechnungen heftet sie in meiner Ausländerakte ab.

    – Sehr gut. Vielen Dank. Sie müssen dann noch das Formular zur Bekenntnis- und Loyalitätserklärung ausfüllen und unterzeichnen. Haben Sie es dabei?

    Während ich in meiner Mappe das Formular suche, überfährt überrascht Frau T. mich mit einer Frage, die so direkt wie unerwartet an mich gerichtet wird:

    Was verstehen Sie unter Demokratie?

    Oha. Also doch Anhörung. Bewerbungsgespräch. Quiz.

    Ausgezeichnet!

    Zugegebenermaßen war ich kurz durcheinander. Schließlich hatte ich keineswegs mit einer Abfrage im Stil meines früheren Gemeinschaftskundelehrers erwartet. Im Improvisieren war ich aber schon immer gut und das ganze Bloggen hat den schönen Nebeneffekt, dass ich alle Briefe und Merkblätter quasi auswendig gelernt habe.

    Mein Gehirn verhält sich wie ein VW-Turbolader der früheren Generation: Erst kommt nichts außer heiße Luft. Dann – wenn der (Gehirnzellenlade-)Druck da ist – schießen die Wörter aus mir Heraus:

    Volkssouveränität, Parlamentarische Opposition, freie, allgemeine, geheime und gleiche Wahlen, die Macht geht vom Volk aus, Meinungs- und Pressefreiheit.

    Volle Punktzahl. Frau T. ist zufrieden.

    – Prima. Ich sehe, sie haben sich vorbereitet. Jetzt müssen Sie noch für Punkt 2.3 auf dem Formular Ihre Wahl treffen.

    Ich nehme den Stift an mich und setzte mein Kreuz bei: Ich verfolge oder unterstütze keine extremistischen Bestrebungen 

    Noch bevor ich den Stift wieder ablege, schießt Frau T. mit der nächsten Frage auf mich:

    Wieso haben Sie genau diesen Punkt angekreuzt?

    Bitte was? Was soll denn diese Frage? Ich verstehe schon – das ist die Nummer mit dem Flughafen in den USA. Sind Sie Terrorist? Ich muss es also echt ehrlich, selber sagen und so.

    – Ich habe diesen Punkt gewählt, weil ich sicher bin, dass ich keine extremistischen Bestrebungen verfolge oder unterstütze und das auch nie getan habe.

    Ohne zwischendurch Luft zu holen schieße ich zurück. Bäm! Doch Frau T. ist noch nicht fertig. Einen hat sie noch. Immer noch lächelnd fragt sie höflich:

    Was sind extremistische Bestrebungen?

    – Was machen denn Gruppierungen, die extremistische Bestrebungen verfolgen beispielsweise?

    Nachladen, ansetzen, zielen und:

    Sie bedrohen die freiheitlich demokratische Grundordnung, das Grundgesetz und den Bestand sowie die Sicherheit von Bund und Länder.

    Ich hätte noch ein paar gehabt, aber Frau T. unterbricht mich zufrieden.

     Freut mich, dass sie das wissen und wiedergeben können, Herr Biasi. Wissen Sie, viele antworten nur mit „Gegen Gesetze verstoßen“ – aber das ist ja nun nicht ganz vollständig. Damit wären wir auch schon beim letzten Punkt. Sie müssen sich noch bekennen. Dazu stehen wir auf, das verleiht dem ganzen mehr würde. Sie dürfen aber ablesen.

    Sie reicht mir ein Papier. Dickes Papier. Mit Bundesadler. Ich stehe auf. Sie steht auf. Laut und inbrünstig lese ich:

     

    Ich erkläre feierlich,

    dass ich das Grundgesetz

    und die Gesetze

    der Bundesrepublik

    Deutschland

    achten und alles

    unterlassen werde, 

    was ihr schaden könnte.

    – Vielen Dank, Herr Biasi. Das haben Sie sehr gut gemacht.

    Frau T. macht eine kurze Pause und fügt dann hinzu:

    – Sie sind jetzt Deutscher.

    Ich nehme dankend meine Einbürgerungsurkunde entgegen. Sie sei der höchste Beweis meiner Staatsangehörigkeit und ich solle gut darauf aufpassen. Gemeinsam mit dem Bundesadler packe ich sie in die Mappe, die ich von Frau T. bekomme.

    – Das war’s. Ich brauche nur noch kurz Ihre Aufenthaltsgenehmigung, damit ich sie ungültig stempeln kann. Ihren italienischen Ausweis können Sie wieder einstecken.

    Bratzz! UNGÜLTIG

    Mit meiner Einbürgerungsurkunde kann ich nun meinen Personalausweis auf dem Rathaus beantragen. Ich verabschiede mich, packe meine Sachen und mache mich auf dem Weg nach draußen. In meinem Kopf ertönt beim Hinauslaufen Ashes of Eden. Vermutlich so ca. ab 3:45 Minuten.

    Ich steige ins Auto, ohne zu vergessen vorher noch einen flüchtigen Blick auf den linken Hinterreifen zu werfen. Alles ok. Und? Wie fühle ich mich? Puh. Ganz normal. Komisch. Nicht komisch. Verwirrt. Enttäuscht. Zufrieden. Ich weiß auch nicht. Ich freue mich. Aber eigentlich passiert nichts. Außer dass ich 255€ + 5€ Parkgebühr ärmer bin und eine Einbürgerungsurkunde besitze.

    Was schreib ich denn jetzt in meinem Blog?

    Abwarten.

    Ich habe fertig.

  • Landratsamt

    Die Prüfung | Teil 2

     

    10:22 Uhr

    Ich parke mein Immigrantenauto auf dem Parkplatz des Landratsamtes und schnappe die Mappe mit meinen Gehaltsnachweisen vom Beifahrersitz. Es regnet wie verrückt und der Parkautomat ist am anderen Ende des Parkplatzes. Eigentlich fast vor der Eingangstür zum Landratsamt. Kurz überlege ich, ob ich jetzt ernsthaft vor, dann wieder zurück ans Auto und dann wieder vor laufen soll, oder ob ich es einfach bleiben lasse mit dem Parkschein.

    Nein. Ich kann doch mein Deutscherwerden nicht mit einem Vergehen beginnen. Oder beenden? Egal.

    Ich zahle zur Sicherheit einen Euro mehr und gehe an die Information. Zimmer 61 stand im Schreiben. Keine Ahnung, wo das ist. Aber dafür ist die Informationstheke ja da.

    10:24 Uhr

    Die junge Frau hinter der Theke, neben welcher ein Schild mit der Aufschrift Azubi steht, bemerkt, dass ich mich offenbar mit der Absicht eine Frage zu stellen in ihre Richtung bewege. Ihr Gesichtsausdruck wechselt schlagartig von entspanntinsnichtsgucken über verdammtwoistmeinkollege hin zu ohoherkommtzumiromgomgomg. 

    Entschuldigung. Ich habe einen Termin bei Frau T.

    Ihr Blick entspannt sich schlagartig und plötzlich kann die junge Frau lächeln. Offenbar kann Sie mir helfen und ist mindestens ebenso darüber erleichtert, wie ich es bin.

    Frau T. von der Stadtplanung oder vom Ausländeramt?

    Ob das eine Fangfrage ist? Nein, das schafft sie nicht.

    Ausländeramt, bitte.

    Ich soll einfach ins Gebäude gegenüber gehen, dort finde ich meine Ansprechpartnerin.

    Gesagt, getan. Ich komme durch die -Ausländer-Schleuse und befinde mich in einem extrem verwinkelten Foyer. Und jetzt? Links ein langer Flur mit Bürozimmern links und rechts. Rechts ein kleiner Wartebereich, in welchem eine Frau, Mitte 50, mit Kopftuch sitzt und mich verwundert mustert. Vor mir eine Schalttafel, die aussieht, als ob sie direkt aus den 70ern importiert wurde. Mit einem Labeldrucker wurden die Namen der Beamten und Beamtinnen neben leuchtende (oder auch nicht) Signallampen geklebt. Frau T. leuchtet grün. Heißt das, ich kann rein? Ich kann doch nicht einfach da reinspazieren?

    Über der Schalttafel ist ein moderner LC-Bildschirm mit dem bekannten Nummerziehen-Aufrufsystem. Zimmer 61 ist mein Ziel. Auf dem Bildschirm steht: Z61->0012

    Ich drehe mich elegant auf meinem linken Bein schwungvoll um mich selbst und halte Ausschau nach einem Nummerzieh-Automaten. Fehlanzeige. Was soll der Blödsinn? Brauch ich jetzt eine Nummer? Werde ich einfach abgeholt oder gehe ich vor und Klopfe an Zimmer 61? Ich hab ja schließlich einen Termin vereinbart.

    Ich beschließe zurück an die Information zu gehen und zu Fragen. Immerhin ist der Weg zwischen den beiden Gebäuden überdacht, denn es regnet immer noch.

    Der Kollege ist diesmal auch da. Die Auszubildende verkriecht sich in einem Leitzordner, als sie mich sieht. Also gehe ich zu ihm.

    Entschuldigung. Ich habe einen Termin, bin aber unsicher, ob ich einfach klopfen soll, oder ob ich eine Nummer ziehen muss. Was soll ich tun?

    Der Kollege schaut mich verwundert an, räuspert sich und antwortet:

    Ähm. Nun. Ich weiß auch nicht genau. Ich glaube das Nummernsystem drüben .. ähm .. das ist nur für die Ausländerbehörde .. oder das tut nicht richtig. Ich bin nicht sicher. Gehen Sie doch einfach ans Zimmer und klopfen Sie. Die Kolleginnen werden Ihnen dann weiterhelfen können.

    Was zum…? Doch wieder eine versteckte Kamera?

    Ich laufe wieder rüber. Die Frau mit Kopftuch schaut mich inzwischen noch grimmiger an als vorhin. Vielleicht weil sie Angst hat, dass ich mich vordrängeln will? Mir doch egal. Ich laufe direkt in den Flur. Zimmer 44, 46, 48, 52, 54 … Alle Türen stehen offen. Wie in einem italienischen Krankenhaus. Abwechselnd erhaschen mich von links und rechts fragende Blicke. Ich fühle mich wie ein Eindringling. Nein – besser: Wie ein Neuling im Knast, der zu seiner Zelle läuft.

    Zimmer 61 ist natürlich das letzte Zimmer des Flures. Die Tür steht halb offen. Ich klopfe und trete ein. Frau T. Da ist sie.

    Hallo Herr Biasi! Schön, dass Sie da sind. Hier ist Ihre Zahlkarte. Bitte gehen Sie direkt zum Kassenautomaten, um die Gebühr zu bezahlen und dann kommen Sie wieder, damit wir beginnen können.

    Klar. Erstmal bezahlen. Ich nehme die Karte, laufe den Flur wieder zurück, auf die andere Seite um meine 255€ zu bezahlen.

     

     

  • Die Prüfung | Teil 1

     

    Der Tag der AnhörungAushändigung.

    10.13 Uhr. Um halb 11 ist mein Termin. Das kann ich schaffen. Ob es schlecht ist, wenn ich zu spät komme? Immerhin bin ich ja (noch) Italiener. Meine Freunde haben sich an die 15-20 Minuten Karenzzeit gewöhnt. Kann ich mich darauf berufen?

    Aber ich will ja Deutscher werden – also will ich auch pünktlich sein!

    Noch auf der B464 ertönt ein schrilles und furchteinflößendes Piepen aus dem Cockpit.

    ! Pieeeeehhppppp – ALARM !

    Was zur ..? Oh… Reifendruck hinten links prüfen!

    Nicht im Ernst oder? Kurz hab‘ ich überlegt, ob ich ein Foto davon machen soll – für euch. Aber ich habe es dann doch gelassen, also müsst ihr mir einfach glauben. Ich halte also in der Nothaltebucht und schau mir mein Hinterrad an. Augenscheinlich alles normal. Keine Zeit für so einen Quatsch jetzt. Wieder rein, anschnallen, weitergeht’s.

    10:19 Uhr.

     

  • Rückruf

    Der Rückruf

     

    Tüdeldidüüü! 

    Macht es in meiner Hose. Frau T.s Vertretungskraft ruft mich zurück. Aus Im Laufe des Tages ist zwar zwei Tage später geworden, aber was solls. Details.

    Sie entschuldigt sich höflichst und wiederholt, dass Frau T. sich gerade im Urlaub befindet.

    Wir können aber gerne schon einen Termin vereinbaren. Moment, ich schaue kurz in ihren Terminkalender.

    Schwuppdiwupp habe ich einen Termin fixiert und nochmal sichergestellt, dass ich auch alle Unterlagen und die erforderlichen 255€ parat habe.

    So langsam wird es richtig ernst!

    Foto: Magnus K

     

  • Die Terminvereinbarung

     

    Ich ruf‘ also an, sagte ich.

    Gesagt getan. Schließlich warte ich jetzt schon ein paar Tage, dann soll’s jetzt auch flott weitergehen.

    Voller Vorfreude melde ich mich am Telefon und erkläre der Einbürgerungsfachangestellten auf der anderen Seite der Leitung, die ihrem Namen nach definitiv nicht meine Frau T. ist, dass ich einen Termin vereinbaren möchte, um meine Einbürgerungsurkunde abzuholen.

    Es sei gerade ganz schlecht. Ob sie mich im Laufe des Tages zurückrufen könne, fragt sie.

    Klar – kein Problem. Handynummer hat sie ja…

    Ich lege auf und warte gespannt.

     

  • Einladung

    Die Einladung

     

    Ich habe nochmal Post bekommen. Eine Einladung genaugenommen. Eine Einladung mich telefonisch zu melden, um einen Termin zu vereinbaren. Möglichst innerhalb der folgenden sechs Wochen, bitte.

    Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass die Überprüfung Ihres Einbürgerungsantrages abgeschlossen ist und die Voraussetzungen für eine Einbürgerung vorliegen.

    Das ging ja schnell. Kaum hat man alles drei Mal erklärt und belegt, schon sind die Voraussetzungen erfüllt. Ah, nein – halt!

    Wir möchten Sie bitten zu diesem Termin folgende Unterlagen vollständig mitzubringen:

    • Ihren Reisepass mit Aufenthaltserlaubnis
    • Einbürgerungsgebühr in Höhe von 255,- EUR
    • Ihre letzten drei aktuellen Gehaltsnachweise in Kopie

    Na gut. Was solls. Auf dieses eine Mal kommt es jetzt nun wirklich nicht mehr an. Immerhin könnte ich ja inzwischen arbeitslos sein – wodurch meine Voraussetzung plötzlich nicht mehr vorliegen würden.

    Die Einladung weist mich zusätzlich darauf hin, dass ich vor Aushändigung der Urkunde mein Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland ablegen muss. Ich hätte dazu ein Formular sowie ein Merkblatt erhalten, um mich vorab damit vertraut zu machen und solle dieses nun zum Termin mitbringen.

    Die zweite Seite beendet das Schreiben mit dem freundlichen Hinweis, dass die Gebühr entweder in Bar oder mit EC-Karte am Kassenautomat zahlbar sei und ich die notwendige Einzahlungskarte von meiner Sachbearbeiterin erhalten würde.

    Sowas.

    Ich ruf‘ also mal Frau T. an

    Foto: Mike Johnson

     

     

  • unterschrift

    Meine Erklärung zu extremistischen Bestrebungen

     

    Ich bin bereit:

    Ich erkläre, dass ich derzeit keine Bestrebungen verfolge oder unterstütze oder in der Vergangenheit verfolgt oder unterstützt habe, die

    • gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung, den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes gerichtet sind oder
    • eine ungesetzliche Beeinträchtigung der Amtsführung der Verfassungsorgane des Bundes oder eines Landes oder ihrer Mitglieder zum Ziel haben oder
    • durch die Anwendung von Gewalt oder darauf gerichtete Vorbereitungshandlungen auswärtige Belange der Bundesrepublik Deutschland gefährden.

    Ich bestätige, dass ich Gelegenheit hatte, Fragen zu stellen, dass ich das Merkblatt sowie Inhalt und Bedeutung dieser Erklärung verstanden habe; ich versichere, dass ich meine Erklärung zu extremistischen Bestrebungen hiermit nach bestem Wissen und Gewissen wahrheitsgemäß und vollständig abgebe.

     

    Das soll also meine Antwort sein. So wahr mir Gott helfe – oder so.

    Foto: Carl Dwyer

     

  • 5. Verfolgung oder Unterstützung von extremistischen Bestrebungen | deep-dive

     

    Unterstützung oder Verfolgung von extremistischen Bestrebungen ist auf vielfältige Weise möglich. Grundsätzlich gehört jede Aktivität dazu, die für die Bestrebung und ihre Ziele objektiv nützlich ist. Danach kommen insbesondere in Betracht:

    • Funktionärstätigkeit in einer Organisation, die extremistische Bestrebungen verfolgt oder die von einer Organisation gesteuert wird, die entsprechende Bestrebungen verfolgt,
    • aktive Mitgliedschaft in einer Organisation, die entsprechende Bestrebungen verfolgt;
    • eigene extremistische Handlungen außerhalb von solchen

     

    Unter einer „Organisation“ ist jeder Personenzusammenschluss zu verstehen. Es muss sich weder um einen Verein im Rechtssinne, noch um förmliche Mitgliedschaften handeln. Auch ein religiöser Zusammenschluss (z.B. Moschee-.,Ver­ ein“) kann eine Organisation darstellen. .,Eigene Handlungen“ können z.B. die Teilnahme an Demonstrationen oder Spenden (auch Spendensammlungen)  zugunsten der genannten Organisationen darstellen.